Flucht nach Deutschland: Mit Schmugglern zu Fuß durch den dunklen Wald

von Redaktion am 12. März 2024 13:03 Uhr Zeitung in der Grundschule -  Lesezeit 2 min

Anröchte - Mein Name ist Pavel Said und ich bin im Irak geboren. Als ich zwei Jahre alt war, bin ich mit meiner Familie nach Deutschland gezogen. Meine schönste Erinnerung an die Zeit im Irak ist, dass ich mit meiner Familie an unserem Haus Äpfel gepflückt habe. Außerdem erinnere ich mich sehr gerne an die gemeinsame Zeit mit meiner Oma. Sie lebt noch heute im Irak. 

Am letzten Tag im Irak haben wir uns von unserer Familie verabschiedet. Wir haben alle geweint und als wir beim Flughafen waren, haben Oma und Opa mich zum letzten Mal umarmt. Dann sind wir in die Türkei geflogen. Als wir dort angekommen sind, mussten wir mit Schmugglern zu Fuß in den bulgarischen Wald laufen. Wir sind für zwei Nächte im Wald geblieben. Da war es ekelhaft und gruselig und es war sehr kalt und hat stark geregnet. Mein Bruder war auf dem Schoß von meiner Mutter und hat geweint, weil er Bauchschmerzen hatte. Am zweiten Tag sind wir acht Stunden zu Fuß gelaufen, bis wir in Sofia, der Hauptstadt von Bulgarien, angekommen sind. Dann sind wir mit dem Schmuggler ein seinem Bulli bis nach Rumänien gefahren. Der Schmuggler hat uns unterm Bulli versteckt, damit die Polizei uns nicht sieht. 

Wir sind dann von Rumänien nach Wien, der Hauptstadt von Österreich, gefahren. Dort wurden wir von der Polizei gefasst und die haben uns für drei Tage verhaftet. Und dann haben sie uns gefragt: „In welchem Land möchtet ihr leben?“. Wir haben gesagt: „In Deutschland!“. Da haben sie uns freigelassen und dann sind wir mit dem Zug nach Deutschland gefahren. Als wir in Deutschland angekommen sind, haben wir eine Unterkunft in Anröchte gefunden. Ich habe mich schnell wohl gefühlt und Freunde gefunden. 

Jetzt gehe ich in die vierte Klasse der Grundschule Anröchte. Anfangs war es ganz schön schwer für mich, die Sprache zu lernen. Aber durch meine Freunde und die Schule habe ich Deutsch gelernt. In der Pause spielen wir Fußball. Beim Fußball kommt es gar nicht darauf an, woher man kommt oder welche Sprache man spricht. Das kann jeder.

Pavel Said, Klasse 4b, Pankratiusschule Anröchte