Winnis Küken werden flügge

von Redaktion am 28. Juni 2024 09:46 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Kreis Soest – Meine Freundin Emma und ich sind stolze Weiheneltern. Im letzten Monat sind fünf kleine Küken geschlüpft. Von Tag zu Tag werden sie kräftiger und wachsen fleißig. Dabei sind sie nicht gleich groß, sondern sind wie die Orgelpfeifen angeordnet. Das Küken aus dem zuerst gelegten Ei ist das Größte von allen. Danach folgen die restlichen Geschwisterchen nach und nach. Unser Nesthäkchen ist das Kleinste von ihnen.

Langsam wachsen anstelle des weißen Daumenkleids richtige Federn. Doch fliegen können sie trotzdem noch nicht. Das klappt erst, wenn sich das Gefieder gänzlich erneuert hat. Bis dahin hocken die kleinen Weihen im Horst. So nennt man unser Nest. Und selbst danach verlassen sie noch nicht sofort das traute Heim und kehren nach den ersten Übungsflügen wieder zurück. Ein Meister fällt eben nicht vom Himmel. Aber bis es soweit ist, dauert es mindestens bis Mitte Juli.

Weißt du noch, wo wir Weihen am liebsten unser Nest hier in der Hellwegbörde bauen? Richtig, am Boden in Getreidefeldern. Aber genau da liegt ein Problem. Wintergerste, in der wir so gerne brüten, wird je nach Witterung bereits im Juli geerntet. Dann fährt der Landwirt mit einem Mähdrescher auf das Feld und drischt das Getreide. Unser gut getarntes Nest am Boden kann man von der Fahrerkabine aus kaum erkennen und daher leicht übersehen. Oh weh, unser Nest schwebt in Gefahr!

Aber keine Sorge, für unseren Schutz ist gesorgt. Dafür sind Weihenschützer unterwegs. Sie suchen unsere Horste. Früher nur mit Ferngläsern und viel Geduld, heute mit moderner Technik wie Drohnen. Haben sie ein Nest gefunden, sagen sie dem Landwirt Bescheid, der den Acker bewirtschaftet. Bevor das Getreide auf dem Feld abgeerntet wird, wird das Nest mit Stangen markiert. Nun weiß der Landwirt, wo sich das Nest befindet und lässt etwas vom Getreide drumherum stehen.

Dadurch wird das Nest nicht zerstört und die Jungvögel können sich weiterhin zwischen den Pflanzen verstecken. Fuchs und Habicht finden sie daher nicht so einfach. Unser Nachwuchs kann nun in Ruhe flügge werden und die Welt eigenständig erkunden.

Es wird dann auch Zeit. Im Herbst begeben sie sich auf ihre erste große Reise nach Afrika, um dort zu überwintern. Ach, wie schnell die Kinder doch erwachsen werden.

Konstanze Münstermann ist bei der Kreisverwaltung zuständig für den Vogelschutz und schreibt für Kitz regelmäßig Winnis Tagebuch.

Expertenwissen: Winter- und Sommergetreide

Getreide kann man zu verschiedenen Jahreszeiten aussäen: im Herbst und im Frühjahr. Das Getreide, welches über den Winter auf dem Feld steht, nennt man Wintergetreide. Geerntet wird nicht zur kalten Jahreszeit, sondern im darauffolgenden Sommer. Sommergetreide hingegen wird im Frühjahr gesät und im gleichen Jahr geerntet. Dem Getreide bleibt weniger Zeit zum Wachsen. Typischerweise wird Mais und Hafer als Sommergetreide angebaut, manchmal auch Gerste. Da Wintergetreide länger auf dem Acker steht und im feuchten Herbst sowie Winter viel Wasser aufnehmen kann, bringt es meist höherer Ernteerträge ein. Das heißt man kann mehr Körner und Stroh ernten. Meist wird Weizen, Gerste, Roggen oder Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, als Wintergetreide angebaut.