Schon als Kind talentiert

von Redaktion am 31. Mai 2024 10:43 Uhr Kinder -  Lesezeit 3 min

Von Thomas Felder

Es gibt da diese schöne Geschichte über den jungen Albrecht Dürer. Im Alter von 13 Jahren saß er in der Ecke des elterlichen Hauses in Nürnberg – mit einem Spiegel in der Hand und sich selbst zeichnend. Den Vater ärgerte das, weil ihm der junge Albrecht eigentlich in der Goldschmiedewerkstatt helfen sollte. Doch anstatt ihn auszuschimpfen ließ er sich zeigen, was sein Sohn gezeichnet hatte. Vater Dürer war baff – und sagte nur: „Das ist gut!“

Ob es sich tatsächlich so zugetragen hat – wir wissen es nicht. Was wir aber wissen: Das zeichnerische Talent war bei Albrecht Dürer schon sehr früh zu erkennen. Später ist er der vielleicht berühmteste Maler Deutschlands geworden. Seine Werke versah er mit den Buchstaben AD für Albrecht Dürer. Man nennt das ein Monogramm. Das große A und das untergestellte D haben sein Monogramm weltberühmt gemacht. Das AD findet sich auch auf einem Selbstbildnis, das Dürer als erwachsener Mann im Jahr 1500 malte. Dürer sieht auf diesem Bild aus wie ... Jesus Christus.

Geboren wurde Albrecht Dürer am 21. Mai 1471 in Nürnberg, einer damals vor allem durch den Handel reich gewordenen Stadt in Franken, heute Bundesland/Freistaat Bayern. In Nürnberg ist Dürer 1528 auch gestorben – als ein weit über die Stadt hinaus bekannter Maler. Aber er war mehr: Dürer war auch Grafiker und Mathematiker.

Wer nicht viel von Kunst kennt, hat aber bestimmt schon einmal die berühmten „Betenden Hände“ von Dürer gesehen. Er hat sie als Skizze für ein großes Gemälde gezeichnet, doch längst hat sich diese Studie verselbstständigt. Niemand hat die Grabsteine auf Friedhöfen gezählt, auf denen die „Betenden Hände“ zu sehen sind. Und dann sein vielleicht niedlichstes Werk: der Dürer-Hase. Er ist als Zeichnung so detailliert, dass man meint, ein Foto vor sich zu haben.

Berühmt wurde Dürer vor allem durch seine Kupferstiche und Holzschnitte. Die jeweilige Zeichnung wurde in eine Kupfer- oder Holzplatte geritzt/geschnitzt. So konnte man das Motiv vervielfältigen, was Dürer natürlich auch Geld einbrachte. Ein berühmter Holzschnitt zeigt ein Panzernashorn. Der Witz ist: Dürer hat ein solches Nashorn nie gesehen, sondern nach den Beschreibungen angefertigt, die ihm andere Menschen gegeben hatten.

Wie Michelangelo und Leonardo da Vinci war Dürer ein Maler aus der Zeit der Renaissance. Das ist jene Epoche in der Kunstgeschichte, in der man sich auf das Vorbild der alten Griechen und Römer besann. Aber in Texten über Dürer wird auch immer wieder betont, dass er noch unter dem Einfluss der Gotik stand. Die Gotik prägte das Mittelalter, vor allem durch die großen Kirchenbauten wie etwa der Kölner Dom oder die Wiesenkirche in Soest. So gesehen lebte Dürer in einer Zeitenwende.

Einer seiner bekannten Kupferstiche trägt den Titel „Melencolia I“. Zu sehen ist eine junge Frau, die ihren Kopf auf den linken Arm stützt und mit weit geöffneten Augen sehr traurig wirkt. Manche deuten diesen Kupferstich als eine künstlerische Verarbeitung der Depression. Das ist eine schwere seelische Erkrankung. Falls sich der große Maler schon vor rund 500 Jahren mit diesem Thema befasst hat, das heute nicht wenige Menschen beschäftigt, dann war Dürer durchaus modern.