Licht und Schatten

von Julika Enders am 14. Juni 2024 08:40 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Das Bild ist eine Herausforderung für sensible, also feinfühlige Menschen. Es zeigt eine junge Frau, die einem nicht mehr ganz so jungen Mann mit einem Schwert den Kopf abschlägt; aus seinem Hals schießt ein dicker Blutstrahl.

Der Name des Bildes: „Judith und Holofernes“. (Es geht um eine Szene, die im Alten Testament der Bibel, Buch Judith, Kapitel 13, Vers 8 beschrieben wird.) Der Name des Malers: Michelangelo Merisi da Caravaggio, kurz Caravaggio. Er gilt als einer der wichtigsten Künstler der Geschichte und hat vor allem die Malerei der Barockzeit geprägt.

Allerdings war Caravaggio eine schillernde Persönlichkeit, um es zurückhaltend auszudrücken. Immer wieder war er in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt. Einmal tötete er sogar einen Menschen und musste deswegen flüchten. Doch fand er stets auch Gelegenheit, sich intensiv der Malerei zu widmen.

Der 1571 in der Nähe von Mailand/Norditalien geborene Caravaggio wurde schon als 14-Jähriger in der Malkunst ausgebildet. Er starb 1610 – da war er gerade einmal 38 Jahre jung.

Doch in seinem kurzen und regelmäßig von Gewalt verdunkelten Leben hat er künstlerische Akzente für die Ewigkeit gesetzt, sich damit unsterblich gemacht.

Caravaggio gilt als Meister der „dramatischen Beleuchtung“ und der sehr realistischen Darstellung seiner Figuren. Deutlich wird das zum Beispiel bei zwei Gemälden. Auf dem Bild „Berufung des Matthäus“ fällt ein Lichtstrahl von rechts in den Raum und beleuchtet die Figuren so, als würden ihre Gesichter von einer Taschenlampe angestrahlt. Diese Hell-Dunkel-Malerei gibt es auch auf dem Gemälde „Kreuzigung des Petrus“, aber hier fällt auf, wie wirklichkeitsgetreu Caravaggio die schmutzigen Füße eines Mannes dargestellt hat, der Petrus ans Kreuz nagelt. Oft gemalt hat er jedoch auch attraktive junge Männer – sowie Schalen und Körbe mit herrlichen Früchten, so genannte Stillleben,

Ob man mit Caravaggio als Menschen hätte befreundet sein wollen – vermutlich nicht, weil er oft so gewalttätig war. Aber seine Malerei darf man trotzdem bewundern.

Wiederentdeckt

Beinahe wäre es für 1500 Euro verkauft worden – ein jahrhundertelang verschollenes Gemälde tauchte im Jahr 2021 in einem Katalog zu einer Auktion in Spanien auf und wurde noch rechtzeitig als Kunstwerk von Caravaggio erkannt. Der spanische Staat erklärte das Gemälde zum nationalen Kulturgut, das das Land nicht verlassen darf. Ein anonymer Käufer erwarb das inzwischen aufbereitete Gemälde für etwa 30 Millionen Euro. Auf dem freien Kunstmarkt wird der Wert auf über 100 Millionen Euro geschätzt.