Ein Nest im Kornfeld

von Redaktion am 24. Mai 2024 10:43 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Kreis Soest – Hallo, ich bin Winni, die kleine Wiesenweihe. In meiner letzten Geschichte habe ich dir erzählt, dass ich Emma, die Wiesenweihe, für mich gewinnen konnte und sie nun meine Freundin ist. Zusammen wollen wir eine Familie gründen. Dafür brauchen wir einen guten Platz für unser Nest. Allerdings suchen wir den perfekten Ort nicht auf Bäumen oder Büschen. Stattdessen bevorzugen wir den Boden, um dort ein Nest zu bauen. Deswegen nennt man uns auch Bodenbrüter.

Ich kreise über die Hellwegbörde. Zwischendurch erkunde ich auch andere Gebiete. Aber nirgendwo gefällt es mir so gut wie hier. Es gibt reichlich Mäuse, die ich so gerne fresse. Und nicht nur ich mag die kleinen Nager gerne, auch Emma und später unsere Küken brauchen massig Futter, um groß zu werden. Also wählen wir ein Gerstenfeld in der Hellwegbörde aus.

Emma knickt mit ihrem Schnabel einige Getreidehalme ab, um Platz für den Horst zu schaffen. Horst wird unser Nest genannt. Dann trägt sie noch Gras und andere Pflanzenteile heran, um das Nest auszupolstern. Das sieht doch gleich schon viel bequemer aus – und die Kinderstube ist fertig.

Nach und nach legt Emma vier Eier in den Horst. Sie verlässt nun kaum noch das Nest. Mit ihrem Körper wärmt sie die Eier, indem sie sich daraufsetzt. Ungefähr 30 Tage brütet sie so die Eier aus, bis die Küken schlüpfen. Auch nach dem Schlupf bleiben unsere Kleinen im Nest. Damit sind sie sogenannte Nesthocker. Die Verwandtschaft sieht man uns noch nicht an. Mit ihrem weißen Federflaum wirkt der Nachwuchs etwas plump und bei weitem nicht so elegant wie wir älteren Weihen.

Fliegen können sie auch noch nicht. Deswegen versorgen Emma und ich die Küken, jeder auf seine Weise. Emma wärmt sie, schützt sie vor Wind und Wetter und auch so einigen anderen Gefahren. Während Emma den Nachwuchs hütet, ist es meine Aufgabe, alle hungrigen Schnäbel zu versorgen. Hierfür gehe ich auf Mäusejagd. Manchmal erwische ich auch kleine Vögel oder sogar Heuschrecken und Eidechsen. Aus dem Flug greife ich mit meinen Krallen blitzschnell die kleinen Tiere. Damit ich Emma die Beute übergeben kann, fliegt sie kurz auf und schnappt sich die Mäuse, die ich ihr rüberwerfe. Diese frisst sie entweder selbst oder gibt sie an die Küken weiter.

Wenn die Küken später etwas größer sind, beginnt auch Emma wieder mit der Jagd. Die Brutsaison ist allerdings längst nicht vorbei. Welche Abenteuer auf unsere Familie noch zukommen, erfährst du in meinem nächsten Bericht.

Konstanze Münstermann ist bei der Kreisverwaltung zuständig für den Vogelschutz und schreibt für Kitz regelmäßig Winnis Tagebuch.