Der Name ist Programm

von Redaktion am 27. September 2024 09:51 Uhr Kinder -  Lesezeit 2 min

Kreis Soest – „Schau mal, Winni“, sagt Rubi, das Rebhuhn und deutet auf den kleinen schwarzen Vogel mit gelbem Schnabel. „Eine Schwarzdrossel.“ Schwarzdrossel? „Das ist doch ganz eindeutig eine Amsel“, erwidere ich, Winni die Wiesenweihe. Wer hat denn nun recht?

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass einige Sachen unterschiedliche Namen haben? So sagen einige Menschen zu Sofa auch Couch. Auch bei uns Vögeln gibt es ganz viele unterschiedliche Bezeichnungen.

Damit es nicht zu Verwirrungen oder Verwechselungen kommt, wurde Tieren und sogar auch Pflanzen ein zweiter Name geben. Dieser Name soll immer eindeutig sein und ist auf Latein. Ausgedacht hat sich das der schwedische Naturforscher Carl von Linné vor mehr als 270 Jahren. Er gab vielen Pflanzen und später auch Tieren einen Namen, der zum Teil noch immer von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt verwendet wird.

International ist es wichtig, dass sich die Leute verstehen. So werden wir Wiesenweihen in England „Montagu’s harrier“ genannt und auf Niederländisch heißen wir „Grauwe kiekendief“. Unser lateinischer Name lautet „Circus pygargus“. Auch wenn Latein in keinem Land mehr gesprochen wird, ist es die Sprache, die in der Wissenschaft verwendet und verstanden wird. Hierdurch wissen deutsche, niederländische oder australische Forscher sofort, um welchen Vogel es sich handelt.

Wie du vielleicht erkannt hast, besteht der wissenschaftliche Name aus zwei Teilen. So ähnlich wie du einen Vor- und Nachnamen hast. Und wie dein Nachname verrät, dass du zu einer Familie gehörst, gibt bei den Tieren der „Vorname“, also der erste Teil, einen Hinweis auf die Verwandtschaft. Dieser Teil bezieht sich auf die Gattung der Tiere.

Eine Gattung umfasst Tierarten, die nah miteinander verwandt sind. Mit Konrad, der Kornweihe, und auch mit den Rohrweihen teile ich mir eine Gattung. Deswegen haben wir alle den „Vornamen“ Circus. Auf einen Blick siehst du hiermit, dass wir verwandt sind.

Manchmal kann die Gattung aber auch nur aus einer einzigen Art bestehen. Unser „Nachname“ besagt dann, wer wir genau sind. So gesehen ist das verdreht zu der Namensgebung der Menschen. Aber der Name verrät sogar noch mehr. Er kann Hinweise zur Herkunft oder zum Aussehen geben. Die Goldammer hat ein leuchtend gelbes Gefieder. Ihr Beiname „citrinella“ bedeutet so viel wie Zitronengelb. Einige lateinische Namen hören sich schon lustig an. Kannst du dir vorstellen, wer hinter „Bubo Bubo“ steckt? Es ist der Uhu.

Konstanze Münstermann ist bei der Kreisverwaltung zuständig für den Vogelschutz und schreibt für Kitz regelmäßig Winnis Tagebuch.