Mit neuer Technik 55000 Zeitungen pro Stunde

von Redaktion am 21. März 2024 21:00 Uhr Blog -  Lesezeit 3 min

14 Meter Papierbahn rasen pro Sekunde durch die 35 Meter lange Maschine. Am Ende der Produktionskette sind in einer Stunde 55000 Zeitungen gedruckt. Wie funktioniert dieser Koloss aus 200 Tonnen Stahl, mit dem wir bald Ihre Zeitung drucken? Wir nehmen Sie Schritt für Schritt mit.

VON ANDREAS ROTHER (FOTOS) UND MICHAEL SCHLÖSSER (TEXT)

Unsere Kollegen im Druckzentrum der WA-Mediengruppe fahren die ersten Testläufe. In einigen Wochen erscheint Ihre Tageszeitung erstmals im handlichen Berliner Format. Die Voraussetzung dafür schafft die „Commander CL“ von Koenig & Bauer, einem der weltweit größten Hersteller von Druckmaschinen. Für unsere Mediengruppe ist dies eine Investition in die Zukunft. Im Druckzentrum in Hamm- Rhynern sind wir damit auf dem neuesten Stand der Technik.

1 Die Reise der Zeitung startet im Papierlager. Markus Schmidt holt mit dem Greifer eine 1,3 Tonnen schwere Rolle vom Stapel. Würde man sie komplett ausrollen, wäre die Papierbahn knapp 23 Kilometer lang.

2 Die Papierrolle wird abgeladen und vorbereitet. Simon Wagner lässt sie auf den „Schlitten“ gleiten, nachdem er die Schutzfolie entfernt hat. Über dieses Transportband kann der Drucker die Rolle Richtung Maschine schieben. Hier wird sie richtige Position gehoben.

3 Ortswechsel in die sogenannte Plattenküche. Hier ist die Schnittstelle zwischen Produktplanung, Redaktion und Druckzentrum. Die fertig layouteten Seiten werden jeweils viermal auf dünne Aluminiumplatten belichtet: für die Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz. Aus diesen vier Bestandteilen lässt sich jede beliebige Farbe mischen. Knapp 400 Druckplatten können pro Stunde erstellt werden. Die Informationen werden per Fotolaser auf die dünnen Aluminiumplatten belichtet. Vereinfacht gesagt: So bekommt die Druckmaschine die Informationen, welche Farbe an welche Stelle gehört. Die jeweiligen Bereiche der Druckplatte sind entweder farbannehmend oder farbabweisend.

4 Über ein Rollband gelangen die Druckplatten in den Leitstandraum. Hier nehmen die Kollegen die Platten bereits in der richtigen Reihenfolge geordnet entgegen. Die Sortierung hat schon viele Stunden zuvor stattgefunden. In einer Planungssoftware können wir festlegen, welche Seite an welcher Stelle in der Zeitung erscheinen soll. Der Computer steuert in der Nacht die Druckplatte automatisch in das richtige Fach.

5 Der Fußweg vom Leitstand zum Druckturm ist kurz. Die Druckplatten werden hier in der richtigen Seitenreihenfolge eingehängt. Jetzt kommt der Punkt, an dem wir richtig Zeit sparen: Die Maschine setzt die Platten automatisch in die Druckmaschine ein. Bei der alten Maschine übernehmen die Mitarbeiter dies noch selbst. Während eine Ausgabe gedruckt wird, können wir die nächste vorbereiten. Innerhalb von 3 Minuten kann die „Commander CL“ 128 Platten automatisch tauschen. Dieser Zeitgewinn macht sich nachts, wenn es Schlag auf Schlag gehen muss, richtig bemerkbar.

6Ein Ampelsystem warnt parallel, ob noch genug Farbe im Tank ist. Auch das läuft komplett automatisiert: Über ein Schlauchsystem sind die Tanks mit der Druckmaschine verbunden. Hier stehen jeweils 2,5 Tonnen Cyan, Magenta und Gelb bereit. Der Tank für die schwarze Farbe ist größer, er fasst 3 Tonnen. Verwendet werden ausschließlich Farben ohne Mineralöle.

7Die Produktion beginnt: Der Drucker im Leitstand steuert von diesem Platz aus die riesige Maschine, die insgesamt 300 Tonnen wiegt. 200 Tonnen davon sind Stahl. Alle Einstellungen lassen sich an einem Touch-Bildschirm vornehmen. Zum Beispiel die Menge der Zeitungen, die gedruckt werden soll sowie die Geschwindigkeit der Maschine.

8Bis zu 55 000 Zeitungen pro Stunde können nun produziert werden. Die Papierbahn rast mit maximal 14 Meter pro Sekunde durch die 35 Meter lange und 8 Meter hohe Maschine. Die Druckplatten treffen in hoher Geschwindigkeit wieder und wieder auf die Papierbahn. Das Papier wird automatisch an den richtigen Stellen geschnitten und gefaltet. Die Maschine kann so in wenigen Minuten eine 32-seitige Zeitung drucken. Wenn die Zeitung am Samstag dicker ist, drucken wir sie dementsprechend in mehreren Teilen.

9 Die ersten Ausgaben kommen aus der Maschine. Jetzt wird schnell die Druckqualität kontrolliert. Am Leitstand kann in dem Fall nachjustiert werden. Auch da machen wir einen weiteren Qualitätssprung: Durch die vollautomatisierte Steuerung muss kaum noch eingegriffen werden. 10Der Druckvorgang ist abgeschlossen. Die Zeitungen werden über ein Förderband an der Decke zur Versandmaschine befördert. Hier werden sie für die Auslieferung zu Paketen gepackt.

An dieser Stelle geht es im folgenden Teil unserer Serie weiter. Im April erklären wir Ihnen, wie die Zeitung zu Ihnen nach Hause kommt.